Mit dem Stadthaus am Markt entwirft STUDIO S Architekten ein offenes, urbanes Stadtquartier im Herzen von Bocholt – mit multifunktionaler Markthalle, barrierefreiem Wohnen und sensibler Integration denkmalgeschützter Bausubstanz. Der Wettbewerbsbeitrag verbindet historische Strukturen mit moderner Architektur und schafft einen identitätsstiftenden Ort mit hoher Aufenthaltsqualität.
Mit dem Entwurf für das Stadthaus am Markt haben STUDIO S Architekten einen hochwertigen Beitrag im Rahmen eines hochbaulichen Wettbewerbs zur Weiterentwicklung der Bocholter Innenstadt eingereicht. Ziel des Konzepts ist es, urbanes Wohnen, öffentliche Funktionen und gewerbliche Nutzungen in einem identitätsstiftenden, architektonisch klar strukturierten Ensemble zu vereinen – ein Projekt, das die stadträumliche Vielfalt fördert, Menschen verbindet und lebendige Stadträume neu definiert.
Der Entwurf nimmt Bezug auf die historischen Strukturen rund um den Rathausplatz und überträgt diese in eine zeitgemäße Architektursprache – im Maßstab, in der Materialität und in der Funktionsvielfalt. Im Erdgeschoss des Realisierungsteils ist eine multifunktionale Markthalle mit rund 860 Quadratmetern Fläche vorgesehen. Sie ist als öffentlicher Treffpunkt konzipiert und bietet Raum für Gastronomie, Wochenmärkte, Pop-up-Stores, Ausstellungen, Vorträge und sogar Trauungsempfänge. Dabei orientiert sich die Gestaltung an internationalen Vorbildern wie Stadtmarkthallen in Kopenhagen oder Barcelona – modular, flexibel und lokal verankert.
Weitere Nutzungen im Gebäude umfassen zusätzliche Gewerbeflächen an der West- und Südseite, zum Beispiel für Praxen, Tagespflege oder Büros, sowie 32 barrierefreie Wohneinheiten. Alle Wohnungen verfügen über individuelle Außenräume wie Balkone, Loggien oder Dachterrassen. Die denkmalgeschützte Nachkriegsfassade wird sensibel in das Gesamtbild integriert, sodass ein respektvoller Umgang mit dem Bestand gewährleistet ist.
Das Architekturkonzept basiert auf dem Leitbild „Harte Schale – weicher Kern“. Während die äußeren Fassaden in Sandstein und Klinker ausgeführt werden und durch Lochfassaden, Rücksprünge und geneigte Dächer geprägt sind, öffnet sich der Innenhof mit Holzfassaden, großzügigen Verglasungen und filigranen Details wie Faltläden oder lamellierten Brüstungen. So entsteht ein geschützter, grüner Wohnhof mit hoher Aufenthaltsqualität und zugleich urbaner Klarheit.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind integraler Bestandteil des Konzepts. Geplant sind Luft-Wärmepumpen in Kombination mit Solarkollektoren, ein Pufferspeicher zur optimierten Verteilung der erzeugten Energie, extensive Dachbegrünungen sowie ein durchdachtes Regenwassermanagement. Der Außenraum wird mit Sitzlandschaften aufgewertet und technisch-funktionale Elemente optisch dezent eingebunden.
Das Stadthaus am Markt versteht sich nicht als Solitär, sondern als lebendiger Stadtbaustein innerhalb der Bocholter Innenstadtentwicklung. Der Entwurf greift historische Qualitäten auf, interpretiert sie neu und schafft ein offenes, durchmischtes Stadtquartier mit Aufenthaltsqualität, Nutzungsoffenheit und architektonischer Klarheit – ein urbanes Modell für zukunftsfähige Innenstadtgestaltung.